Vor einigen Tagen hat sich unsere Praktikantin Anouk, die zwei Monate lang in unserem run2gether Camp verbracht und mitgearbeitet hat, von uns verabschiedet und Kenia in Richtung Uganga und Ruanda verlassen, um noch weitere Teile Afrikas kennenzulernen. In ihrem letzten Bericht zieht sie ihr persönliches Resümee über ihren Aufenthalt bei uns in Kiambogo.
Meine Zeit in Kenia (18.02-27.02)
Der Tag nach unserer Ankunft zurück im Camp war etwas gewöhnungsbedürftig. Während meines Ausfluges auf den Mount Kenia habe ich so viele Eindrücke gewonnen, die ich jetzt erst einmal verarbeiten muss. Trotzdem war es auch schön, in meine Art Zuhause in einem fremden Land zurückzukommen. Ich habe meine Kleider gewaschen und ansonsten einen sehr entspannten Tag gehabt. Die restliche Woche habe ich dann mit einer Yoga Session und Chapatikochen beendet. Außerdem habe ich noch die Familie eines Patenkindes besucht, deren Mutter leider bei der Geburt von ihrem zweiten Kind verstorben ist und die Kinder nun von der Großmutter großgezogen werden.
Die letzte Woche habe ich mit größtenteils mit Laufen, Yoga, Instagram Posts und Reports schreiben verbracht. Der Koch ist in dieser Woche 33 geworden. Zur Feier des Tages habe ich ihm einen Kuchen gebacken, wofür man keinen Herd brauchte. Anfang der Woche bin ich mit dem Matatu nach Naivasha gefahren, um alle Zutaten zu kaufen. Er hat sich richtig gefreut. Vor dem Kuchen, hat er aber noch eine kalte Dusche von den Athleten*innen bekommen. Es ist Brauch, dass man bei seinem Geburtstag ein oder mehrere Eimer mit kaltem Wasser über sich geschüttelt bekommt. Ich konnte nach einer Zeit nicht mehr zuschauen, da er mir schon etwas leid tat.
Am Donnerstag habe ich Lilian, der Direktorin des run2gether Kindergartens, geholfen und beim Alltag zugeschaut. Mittlerweile sind 30 Kinder im Kindergarten. Der Unterricht dauert von 9-15h. Alle neuen Kinder werden auf eine Liste aufgenommen, um für sie neue Pateneltern zu finden.
Es ist jederzeit möglich, die Kinder in der Nursery School zu besuchen. Am Anfang lernen die Kinder alles auf Englisch, damit es nicht verwirrend für sie ist, wenn sie zwei Sprachen gleichzeitig hören. An dem Tag wurde mit den Zahlen gestartet. Dazu haben die Kinder Flaschendeckel bekommen. Lilian hat die Kinder in Gruppen eingeteilt, welche schnellere Lerner sind als andere. Somit hat die eine Gruppe anhand der Deckel Zahlen bis 10 gezählt und die andere Reihe nur Zahlen bis 5. Wir haben dann kontrolliert, ob die Kinder richtig gezählt haben. Nach 40 Minuten gab es dann eine kleine Pause, in der die Kinder kurz rumlaufen konnten, damit sie sich danach wieder besser konzentrieren können. Danach wurden die Farben gelernt.
Ein bisschen habe ich die Kinder mit meiner Anwesenheit abgelenkt, sie waren mehr interessiert mir zuzuschauen, als der Lehrerin.
Während des Tages habe ich mich gefragt, warum schon so kleine Kinder weiße Menschen als etwas Besonderes ansehen. Ich hatte ein interessantes Gespräch mit einem Athleten darüber. Er hat mir erklärt, dass oft weiße Leute als Beispiel genommen werden, um die Kinder zum Lernen zu motivieren. Wenn man gut lernt, kann man zum Besuch mit dem Flugzeug in ein anderes Land fliegen, so wie die Hellhäutigen es tun.
Der letzte Tag vor meiner Abreise war schon ein bisschen traurig, mir ist jetzt erst richtig bewusst geworden, dass ich das Camp morgen wieder verlassen werde. Ich habe versucht so viel Zeit wie möglich mit den Leuten im Camp zu verbringen und natürlich beim Chapati backen zu helfen. Am 27 Februar habe ich mich dann auf den Weg Richtung Nairobi gemacht, um meine Reise durch Ruanda und Uganda zu starten.
In meinem letzten Bericht möchte ich noch auf einige Dinge aufmerksam machen, in denen man die Einheimischen mehr bilden könnte. Ich habe mich nie unsicher gefühlt, aber manchmal unwohl und falsch angesehen. Es ist äußerst wichtig, dass die Einheimischen verstehen, dass wir keine Übermenschen mit viel Geld sind. Jeder Mensch soll gleich angesehen und behandelt werden, egal von wo er herkommt. Ich verstehe aber, dass dies Zeit brauchen wird. Ein anderes Thema ist natürlich, die Autorität mit Gewalt zu erreichen, egal ob bei Mensch oder bei Tier. Hier habe ich das Gefühl, dass dazu schon mehr darauf aufmerksam gemacht wird. Das letzte Thema, auf das noch hingewiesen werden soll, ist die Müllentsorgung. Leider wird der ganze Müll in Kenia verbrannt, was natürlich der Natur enorm schadet. Ich bin mir bewusst, dass es schwierig ist, eine Lösung hierfür zu finden, vielleicht wird auch schon nach einer gesucht.
Abschließend möchte ich mich nochmal herzlichst bei run2gether Austria, Thomas Kratky und Peter Chege bedanken, dass sie mir diesen Traum ermöglicht haben. Ich bin fasziniert von alldem, was bisher schon an sozialen Projekten geleistet wurde. Die Leute in der Region sind äußerst dankbar für die Hilfe, die run2gether ihnen ermöglicht hat. Peter Chege weiß auch genau, wie das Geld an der richtigen Stelle eingesetzt wird. run2gether Austria hat auf jeden Fall ihren festen Platz hier gefunden und ich bin mir sicher, dass in Zukunft noch viel passieren wird. Auf diese Organisation könnt ihr zählen und an sie glauben.
Danke run2gether für diese schöne Zeit und hoffentlich auf ganz bald!
Liebe Anouk, auch wir sagen dir ein herzliches Asante sana für deine Zeit bei uns im Camp und deine großartige Unterstützung bei unseren Aktivitäten für unsere Patenkinder und Sozialprojekte. Auch für unsere Mitarbeiter im Camp und unsere Athleten warst du eine große Bereicherung! Alles Gute für deine nahe Reise und auch viel Erfolg bei deinen zukünftigen privaten und beruflichen Reisen, wo immer sie dich auch hinführen mögen. Wir freuen uns auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen!
Dein run2gether Team
14. März 2023