Vereinsobmann Thomas Krejci wurde kürzlich bei seinem Keniaaufenthalt von Lebensgefährtin Kerstin und dem 1-jährigen gemeinsamen Sohn Daniel begleitet. In ihrem Reisebericht gibt die Familie Einblicke in diese außergewöhnliche Zeit.

                                  

Bei uns stellte sich nicht die Frage ob wir unsere Freunde in Kiambogo besuchen werden, sondern vielmehr: WANN? Schon im letzten Sommer, als Daniel mitten auf der Alm, umringt von unseren Familien und 20 kenianischen Athleten, ein afrikanisches Tauffest erhielt war klar: wir wollen unser Kind schon in frühen Jahren mit nach Kenia nehmen.

Thomas ist ca 4 mal pro Jahr in Kiambogo um Gespräche mit dem kenianischen Verband zu führen, Besprechungen mit Läufern und Trainern abzuhalten, um Renovierungsarbeiten durchzuführen und bei den Ausscheidungswettkämpfen anwesend zu sein. Vor der Schwangerschaft war ich auch immer wieder dabei um ihn zu unterstützen und mir in der wunderbaren Atmosphäre mit Blick auf den Mount Longonot eine kleine Auszeit zu nehmen – nicht selten wurde die notwendige Arbeit über PC  auf der Campterrasse erledigt.

Somit wussten wir worauf wir uns einließen, wenn die Leuten fragten: WAS??? dem Kleinen wollt ihr so etwas schon antun?

Genau das wussten wir: wir wollten unserem Kind entschleunigte 8 Tage im Kreise lieber Menschen, nahe seiner Eltern und in wunderbarer Natur einfach nicht länger vorenthalten!

So beschlossen wir unmittelbar nach Daniels ersten Geburtstag im Februar nach Kenia zu fliegen. Die Reisevorbereitungen beschränkten sich auf die letzten 2 Wochen, da wir lange zögerten, welche Flugverbindung wir wählen sollten. Letztendlich war die Entscheidung mit Nachtflügen und Zwischenstopp in Doha eine perfekte Variante. Wir hatten das Glück, dass unser Kind fast den ganzen Flug  verschlief. Beim Zwischenstopp konnte er sich in der Flughafenhalle austoben, um danach wieder erschöpft im Tragetuch einzuschlafen.

Als frühere “Backpackerin” bin ich über das Reisen mit Kleinkind positiv überrascht, da man sowohl beim Check-in, als auch beim Boarding mit einem Lächeln der Angestellten vorgelassen wird.  Außerdem  war es kein Problem etwas Trinkwasser fürs Baby mit an Board zu nehmen und wir saßen fußfrei in der Economy-Klasse, da wir bei der Airline einen sogenannten Babykorb kostenfrei reservierten, in dem das Kind schlafen konnte (mit dem Nachsatz – nur wenn die Anschnallzeichen ausgeschaltet sind, sobald sie angeschaltet sind muss man auch ein gut schlafendes Kind schweren Herzens herausnehmen und mit dem Zusatzgurt auf dem Schoß anschnallen)

Das angenehme an der Destination “Kiambogo” ist, dass es auf 2400m Seehöhe keine Mücken gibt, was das Malariarisiko ausschließt und auch sonst keine medizinischen Vorkehrungen notwendig sind. Unsere Kinderärztin hat uns sehr in unserem Vorhaben bestärkt und uns lediglich für den Fall von Verdauungsproblemen, Erkältungen oder Verletzungen die Reiseapotheke bestückt.

Daniel ist nach wie vor ein Stillkind, isst aber schon normal für sein Alter. Das Praktische am Stillen ist, dass man immer etwas zu essen für das Kind dabei hat, Muttermilch ist gleichzeitig Beruhigung und auch Medizin, was die Entscheidung so früh wie möglich mit Daniel zu reisen noch einfacher machte. Für die Anreise hatten wir dennoch vorgekochtes Essen, sowie Haferbrei in Quetschbeuteln und diverse Maisstangerln im Handgepäck.

So wurde bei Start und Landung entweder etwas geknabbert, getrunken oder der Schnuller zum Druckausgleich erfolgreich verwendet.

Es war gegen 8:00 Ortszeit als unser gut gelauntes Baby bei der Passkontrolle am Flughafen Nairobi  zum Foto gebeten wurde. Daniel, der bei mir im Tragetuch hing, schaute etwas verdutzt in die Kamera. Dem scheinbar nicht sehr motivierten kenianischen Beamten reichte es vermutlich. Auch bei der Einreise erwies sich das Baby als Vorteil, wodurch wir schnell und ohne Kofferkontrolle den Flughafen verließen.

Über das Thema “Transport des Kindes im Auto”, haben wir uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht. Nachdem Kindersitze in Kenia eher zu den “Dingen, die man hier nicht braucht” gehören, was eher an den nicht vorhandenen Autogurten scheitert, war auch nicht an einen “Leihsitz” zu denken. Wir haben letztendlich einen dementsprechenden PKW mit Fahrer organisiert und einen 3kg leichten, klappbaren, tüv-zertifizierten Autokindersitz gefunden, der seinen Sinn gut erfüllte und während unseres Aufenthaltes im Camp kurzerhand als “Hochstuhl” beim Essen umfunktioniert wurde.

    

Wenn man mit einem Kleinkind reist vermehrt sich das Gepäck unproportional zur Größe des Kindes enorm! Unser Reiseziel half uns allerdings auf bestimmte Luxusgüter zu verzichten. Zumindest der sperrige Kinderwagen konnte zu Hause bleiben, dafür war die praktische Rückentrage unersätzlich. Windeln, Feuchttücher, Babyknabberzeugs & Quetschfrüchte fanden sich Unmengen in unserem Gepäck. Wir wollten einen Einkauf von diesen Produkten vermeiden bzw waren uns auch nicht sicher, was wir davon in Kenia überhaupt finden. Bei Schnuller wussten wir, dass es sicher keine in Kenia zu kaufen gibt, immerhin fragten uns schon im Sommer die Kenianer was denn Daniel für ein sonderbares Ding im Mund hat. Daher hatten wir ein paar Schnuller auf Reserve dabei, falls der eine oder andere verloren ging.

Auch die Autofahrt von Nairobi nach Kiambogo wurde von unserem kleinen Reisenden verschlafen. Vor allem die holprige letzte halbe Stunde zum Camp war anscheinend sehr schlaffördernd.

Nach 18 Stunden Reisezeit kamen wir wohlbehalten im run2gether Camp in Kiambogo an und wurden herzlich empfangen. Gleich machten wir unsere erste Camprunde, um Daniel sein Spielareal für die nächste Woche zu zeigen. Die sommerlichen Temperaturen luden ein, hauptsächlich im Freien zu sein. Daniel hatte in Österreich mit Gehen im Haus begonnen.  In Kiambogo konnte man ihn nur schwer drinnen halten, er wollte unbedingt raus und trainierte so jeden Tag bergauf, bergab, Stufen oder über unebene Wiesen zu gehen.

Interessant waren für ihn auch die vielen Schottersteine am Weg vor den Zimmern. Nicht selten setzte sich einer der kenianischen Läufer zu Daniel, “sortierte” mit ihm die Steine oder nahm ihn an der Hand und suchte mit ihm nach der verspielten Camp-Katze.

                   

So viel Bewegung macht auch sehr müde. Am späten Vormittag und am späteren Nachmittag brauchte der kleine Abenteurer stets seine Erholungspause, die er entweder im Tragetuch oder im mitgebrachten Reisegitterbett genießen konnte. Das Reisekinderbett bleibt übrigens im Camp, für alle zukünftigen kleinen Gäste :-). Einen Wickeltisch im Waschhaus gibt es übrigens auch!

Das Thema Hygiene war somit auch komplett entspannt. Des Öfteren gab es “Katzenwäsche für das Baby” gleich im Zimmer, wenn der Staub dann doch zu dicht wurde, half ein warmes Sitzbad in der Dusche.

Trinkwasser gab es nur aus gekauften Flaschen und auch fürs Zähneputzen wurde für Daniel das Trinkwasser verwendet.

Passend für den Aufenthalt in einem Trainingscamp hatte unser Daniel fast einen adäquaten Trainingslagerrhythmus: “Laufen” – Schlafen – Essen :-)

Apropos Essen: Das gestaltete sich im Camp sehr unkompliziert. Zum Frühstück gab es Süßkartoffeln und Obst, 2 mal auch Ei, wovon Daniel fast nicht genug kriegen konnte. Mittags und abends wurde dankenswerter Weise von den Köchen eine salzfreie Variante für Daniel gekocht. Reis, Kürbis, Bohnen, Kochbanane, Kürbis, Mukimo (Kartoffel- und Bohnenpüree), Bohnen oder Linsen – die abwechslungsreiche  Nahrung hier im Camp war stets ein Genuss.

Natürlich durften die kenianischen Spezialitäten “Ugali” (Polenta) und “Chapati” nicht fehlen, welche deutlich zu Daniels Favoriten gehörten.

Für die kleinen Zwischenmahlzeiten hatten wir ja genügend Knabberzeug und Fruchtpüree dabei, was schon sehr praktisch war!

Die ersten Tage verbrachten wir mit Eingewöhnen und kleinen “Safari-Wanderungen” rund ums Camp. Daniel war mit Kühen, Esel, Schafen und Hunden schon so überwältigt, dass wir uns die echten Aftrika-Tiere fürs nächste Mal aufsparten ;-)

Während Thomas mit den finalen Bauarbeiten am neuen Makuti Haus oder mit Besprechungen beschäftigt war, nahm ich mir Zeit auf der Terrasse Yoga zu machen. Daniel spielte daneben mit seinen Spielsachen und drehte seine Runden.

Das Camp war sehr belebt mit vielen Gästen, Athleten und auch einigen Kindern, die in ihren Ferien hier trainierten. Bald kannte jeder Daniels Namen, sobald wir das Zimmer verließen erklangen fröhliche Stimmen und riefen den Kleinen. Er lächelte munter entgegen, wie ein kleiner Star und genoss diese Aufmerksamkeit. Vor allem für die anderen Kinder war es etwas ganz besonderes ein weißes Kleinkind hier zu sehen. Das “Muzungu Baby” Daniel war auch das erste seiner Art in dieser Gegend!

Noch etwas “Eigenartiges” lieferten wir den Bewohnern Kiambogos: das weiße Baby wurde von einem Mann getragen!

Auf unseren Wanderungen saß Daniel voller Begeisterung in der Rückentrage bei Thomas, unvorstellbar für einen kenianischen Mann.

Natürlich marschierten wir auch einmal zur Laufbahn und beobachten ein Speedwork der Topathleten. Ein besonderes Erlebnis für den kleinen Mann, der seine ersten “Laufschritte” mit dem stolzen Papa auf der Laufbahn machte. Da schlägt Mama´s Herz gleich höher.

Das Highlight schlechthin war  unser Ausflug nach Lonognot zu Geoffrey Gikuni Ndungu’s Familie. Es war uns eine Ehre Daniel das Zuhause von unserem engen Freund und seinem Patenonkel zu zeigen. Gikuni hat eine 8 jährige Tochter und einen 1 ½ jährigen Sohn. Außerdem war auch sein 9 Monate alter Neffe da, wodurch sich ein süßer Kindertreff ergab.

Gikunis Frau Lilian bereitete uns ein hervorragendes Mittagessen, wiederum mit kindgerechter Variante. Die Kinder näherten sich schnell an und spielten miteinander.

Zum Nachmittagstee ging der Ausflug weiter zu Gikunis Eltern. Sie leben in einer typischen Holz-Wellblechhütte, im Inneren sehr schmuck hergerichtet aber mit vielen Tieren im und außerhalb des Hauses doch rustikal, wodurch Daniel sehr viele Eindrücke gewann.

Mit dem Nachbarsjungen (der Sohn unseres Safariguides Paul) freundete sich Daniel schnell an.

An diesem Tag hatte unser Kind natürlich keine Zeit zu schlafen, war es doch viel zu spannend, da könnte man doch was versäumen.

Daher gingen wir es  in den letzten Tagen unseres Aufenthaltes wieder ruhiger an und genossen die Zeit im Camp. So verbrachten wir etwas Zeit mit Kiarie, der ein Bilderbuch von Daniel auf Suaheli übersetzte. Jetzt können wir bis zu den Laufwochen im Sommer fleißig Lernen :-).

Außerdem entdeckte Daniel im Speisesaal die Trommel, worauf er mit dem Gast Peter seine neue Leidenschaft entwickelte.

                                

Am letzten Tag nahmen Thomas und ich das Babysitter-Angebot von den Gästen Hannah und Stefan an und gingen gemeinsam laufen. Daniel liebte es Zeit mit den beiden zu verbringen, sie hatten sich schon die ganze Woche gut angefreundet. Daher funktionierte es super und ich hätte nichts dagegen gehabt, noch einen Woche im Camp anzuhängen.

Aber auch die schönste Zeit geht einmal vorbei und so kommt schon die Vorfreude aufs nächste Mal. Wir sind uns sicher, dass es schon bald ein nächstes Mal geben wird.

Unser Fazit:

Der Aufenthalt im Camp mit unserem Kleinkind war absolut stressfrei und für uns als Familie eine tolle Erfahrung.

Ich denke, dass das Camp eine einzigartige Möglichkeit bietet, Training und Familie in außergewöhnlichem Ambiente miteinander zu verbinden. Gut organisiert ist es problemlos möglich seine Laufeinheiten zu absolvieren,  genügend Zeit für die mitgereiste Familie zu haben und zu entspannen. So bekommt auch die Familie die Chance die afrikanische Gelassenheit zu genießen, denn für ein Kleinkind ist es sowieso am Wichtigsten einfach nur bei seinen Eltern zu sein.